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A Trip to Remember




Dicke Regentropfen prasseln auf die Windschutzscheibe, als wir uns in Richtung Haselberg mit dem Auto aufmachen. Das Navi gibt an, dass wir die 70 km in weniger als 1,5 Stunden geschafft haben sollten. Die Wolken hängen schwer vom Himmel und der Regen wird stärker, aber es ist mir egal, wie das Wetter in den nächsten Tagen wird. Ich habe keine wirklichen Erwartungen an das bevorstehende Wochenende. Ich will einfach nur raus. Raus aus Berlin und irgendwie auch raus aus meinen Sorgen. Ich denke an die letzten Wochen und wie schnell die Tage an mir vorbeigerast sind.


Die meiste Zeit davon habe ich im Autopiloten verbracht und ich frage mich, ob es das ist, was Erwachsensein bedeutet. Mit einem Tunnelblick auf die eigenen Erwartungen und Wünsche hinzuarbeiten und der Lichtblick ist dann der Tag, an dem man seine Ziele erreicht. Was ein Leben, in dem man im Moment nur an die Zukunft denkt.


Wir fahren durch die Landschaft, über geschwungene Straßen, vorbei an Wäldern und satt gelben Feldern. In mir breitet sich ein behagliches Gefühl der Ruhe aus. Es scheint, als hätten wir es endlich geschafft, uns aus dem Schwitzkasten der Großstadt zu befreien. Denn dort wäre ich am liebsten überall und nirgendwo. Die Stadt ist eine Reizüberflutung an Möglichkeiten und das ist auch das Gefährliche daran. Denn dort, wo alles möglich ist, lasse ich mir natürlich auch einiges entgehen. Das Resultat: ein gewisser Grad an Unzufriedenheit und die “Was wäre, wenn” Frage, die permanent im Raum steht.


Es ist Nachmittag, als unser Wagen knirschend auf dem Asphaltweg zum Stehen kommt. Wir sind in Haselberg angekommen und werden freundlich von Stefan, dem Besitzer des Gutshofs neben der alten Brennerei, begrüßt. Wir haben eine kleine Plauderei, während er uns die Holztreppen des Hauses hinauf führt. Die Wohnung mit dem Namen Anton liegt im Obergeschoss und ist großzügig geschnitten. Eine offene Galerie mit zwei Schlafmöglichkeiten. Stefan erzählt mir von der Renovierung des Hauses vor ein paar Jahren und seinem neuen Projekt der autarken Unterkünfte unweit vom Backhaus. Er verabschiedet sich, und wir erkunden unser Zuhause für die nächsten Tage. An diesem Freitagabend passiert nicht viel. Wir stapeln eine ganze Kiste an Bauklötzen zu einem Turm, während im Hintergrund die Doku von Arnold Schwarzenegger läuft und essen ein paar Apfelbutterkekse.



Am Morgen werde ich von den Sonnenstrahlen, die durch das halb offene Fenster fallen, geweckt. Verschlafen blicke ich auf mein Handy und stelle fest, dass es bereits 09:30 Uhr ist. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal so lange geschlafen habe. Unser Tag beginnt mit Kaffee und Memos Weekly Discovery. Ich genieße den Gedanken, dass wir die nächsten Tage keinen Plan, keine Agenda und keine Verpflichtungen haben, denen wir nachkommen müssen.


Mittags liegen wir im Garten unter dem Kirschbaum, der uns Schatten spendet und mich an den Baum im Garten meines Vaters erinnert. Auch das Gras, das zwischen meinen Füßen kitzelt und noch leicht feucht vom Regen des Vortags ist. Ich liege auf dem Rücken und zähle dicke weiße Wolken, genau wie ich es als Kind getan habe. Ich fühle mich leicht. Etwas, das ich irgendwie über die Jahre verlernt habe. Es zählen die großen Dinge, wie den Sinn in meinem Leben zu finden. Gerade frage ich mich allerdings, ob es das wert ist. Vorstellungen hinterherzujagen und darauf zu hoffen, dass, wenn diese erreicht sind, auch wirklich alles gut ist. Ob bei mir alles gut ist.


Memo und ich leben in den Tag hinein, ohne auf die Uhr zu schauen. Wir essen, wenn wir hungrig sind, schlafen, wenn wir müde sind, und das für die nächsten zwei Tage. Wir tun genau das, worauf wir Lust haben. Mit dem Auto erkunden wir die Umgebung. Wir kaufen Eis am Stiel in einem Tante Emma Laden und beobachten danach Libellen an einem See, die über die ruhige Oberfläche des Wassers hinweggleiten. Wir pflücken große Pusteblumen auf einem Feld gespickt mit Windrädern und am Abend beobachten wir den Mond, der wie ein Laib Käse zwischen einem Baum hervorlugt.  


Das ist es, was ich vom Wochenende mit zurück nach Berlin nehme. Schöne Momentaufnahmen, die ich sonst in der Hektik des Alltags nicht wirklich wahrnehme.

Vielleicht sollte ich mal damit beginnen, die Dinge zu wertschätzen, die ich bereits habe und mir öfter die Erlaubnis geben, einfach zu sein, im Hier und Jetzt. Denn diese gebe ich mir viel zu selten.





 


Big raindrops are pattering on the windshield as we set off towards Haselberg by car. The GPS indicates that we should cover the 70 km in less than 1.5 hours. The clouds hang heavily in the sky, and the rain intensifies, but I don't care about the weather in the upcoming days. I don't have any real expectations for the weekend ahead. I just want to get away. Away from Berlin, and somehow away from my worries. I think about the past few weeks and how quickly the days have rushed by.


Most of the time, I've been on autopilot, and I wonder if that's what adulthood means. Working towards our own expectations and desires with tunnel vision, and the glimmer of hope is the day when we achieve our goals. What a life when we only think about the future in the present moment.


We drive through the countryside, along winding roads, passing by forests and lush yellow fields. A cozy feeling of tranquility spreads within me. It seems like we have finally managed to break free from the suffocation of the big city. There, I would prefer to be everywhere and nowhere at once. The city is an overload of possibilities, and that's also what makes it dangerous. Because in a place where everything is possible,I naturally miss out on some things. The result: a certain degree of dissatisfaction and the "what if" question that lingers in the air.


As the afternoon sets in, our car comes to a creaking halt on the asphalt road. We've arrived in Haselberg and are warmly greeted by Stefan, the owner of the estate next to the old distillery. We have a little chat as he leads us up the wooden stairs of the house. The apartment named "Anton" is on the upper floor and is generously laid out with an open gallery offering two sleeping possibilities. Stefan tells me about the renovation of the house a few years ago and his new project of self-sufficient accommodations not far from the the village.


Not much happens on this Friday evening. We stack a whole box of building blocks into a tower while the documentary of Arnold Schwarzenegger plays in the background, and we munch on a few apple butter cookies.


In the morning, I wake up to the sun rays gently filtering through the half-open window. Still feeling a bit drowsy I glance at my phone and realize it's already 9:30 am. I can't remember the last time I slept in this late. Our day begins with coffee and Memo's Weekly Discovery. I savor the thought of having no plans, no agenda, and no obligations to fulfill for the next few days.



We are laying in the garden under the cherry tree, which provides shade and reminds me of the tree in my father's garden. The grass tickles my feet and is still slightly damp from the rain of the previous day. I'm staring into the sky and counting thick white clouds, just like I did as a child. I feel light, something I somehow forgot over the years. It's always about chasing big things, like finding the purpose in life. Right now, however, I wonder if it's worth it. Chasing after visions and hoping that once they're achieved, everything will truly be okay. If I´m going to be ok.


Memo and I are living day by day, without constantly checking the time. We eat when we're hungry, sleep when we're tired, and we'll continue this way for the next two days. We do exactly what we feel like doing. Exploring the surroundings by car, stopping by a small local store to get popsicles and observing dragonflies gliding over the calm surface of a lake. We pick large dandelions in a field dotted with windmills, and in the evening, we gaze at the moon peeking out like a wedge of cheese from behind a tree.


This is what I take back to Berlin from the weekend. Beautiful snapshots that I don't truly notice in the hustle and bustle of everyday life. Perhaps I should start appreciating the things I already have and allow myself more often to just be, in the moment because I grant myself this far too rarely.



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